Über diesen Blog

Gerhard Posch

Selbstportrait Gerhard Posch

Bilder bauen: der Fotograf als Werkmeister

Dieser aus vielerlei Gründen gestartete Foto-Blog steht mit seinen Inhalten zwar für sich und alle Leser und Betrachterinnen dieser Seite mögen sich über das Vorgefundene selbst ihre Gedanken machen. Doch auch ein Beitrag, eine allfällige „Mission“ des Blog-Eigentümers in Worte zu fassen, soll nicht unversucht bleiben. Wenn man sich nun über ein Grundmotiv seine Gedanken macht, dann sollte man eben auch die Grundlagen in Betracht ziehen, um eine gewisse Tiefenschärfe zu erreichen. In die persönlichen Daten des „Über mich“  tiefer forschend einzudringen, ist dann wohlmeinenden Wegbegleitern gewährt, die aus den Rohdaten einer Biografie das Sendungsbewusstsein hinter einer künstlerisch inspirierten Botschaft erkennen und in Worten zu verdichten vermögen.

Der Blog transportiert nicht (nur) die Motivation, Aspekte hochwertiger Fotografie zu diskutieren, sondern immer auch den Blick des Menschen auf sich und die Welt. – Der „Bildermacher“, der mit offenen Augen und einer Kamera im Anschlag im Dasein wandelt und Momente daraus abzubilden versucht. Ebenso universell wie dieser Anspruch gelten mag, so individuell persönlich ist er auch, wie beschrieben im Eintrag ‚Ein – gutes – Schwarz/Weiß Foto?‘. Ein Vergleich mit den Impressionisten ihrer Zeit, die mit ihrer Staffelei durch die Landschaft zogen und ihre eigenen bildhaften Eindrücke auf eine Leinwand übertragen hatten, mag weit hergeholt erscheinen, soll kunstgeschichtlich dennoch hergestellt werden. – Wobei Parallelen vor allem kulturanthropologischer Natur sind, bezogen auf Künstler und den sie bewegenden gesellschaftlichen Wandel ihrer Zeit.

Sehen und (von) sich ein Bild machen

Der subjektive Akt des Sich-ein-Bildmachens unterliegt im Zeitalter der digitalen Reproduktion einer ähnlichen Transformation wie die gegenständlich figurative Kunst von Meistermalern des 19. Jahrhunderts. Die objektive Abbildung von sichtbaren Erscheinungen und das Wissen um die Lichtverhältnisse wurden mit dem Aufkommen der analogen Fotografie gleichsam obsolet bzw. führten zu einer stilistischen Entwicklung hin zu mehr Abstraktion. – Als Nebenaspekt übrigens in Mike Leighs naturalistischem Film über William Turner („Mr. Turner – Meister des Lichts“ (2014)) großartig in Szene gesetzt. Für das britische Royal Academy of Arts-Mitglied war die aufkommende technisch-apparative Reproduktion von optischen Effekten naturgemäß ein Drama.
Der spezifische kulturelle Wandel manifestiert sich heute vor allem darin, dass mit einer vollautomatischen Digitalkamera heute Hinz und Kunz Bilder machen können. Es bedarf keines Wissens um die Lichtverhältnisse und sonstigem Knowhow. Smartphones liefern Bildausschnitte der jeweiligen Umwelt – mit Blitz sogar im Dunklen. Hieran ist in erster Linie der technische Fortschritt als Ursache und die Vervielfältigung des Bildmaterials als Folge zu berücksichtigen, um zu einer soziologischen Deutung des Massenphänomens zu kommen, dessen Auswuchs der „Selfie“-Wahn ist.
Die moderne Fotografie hat also die zwischenmenschliche Kommunikation vor allem quantitativ bereichert wenn nicht gar überflutet. – Man denke nur an die Reichweiten von einschlägigen Interaktionsmedien wie Instagram, Pinterest und das allgegenwärtige Facebook, wo Myriaden von Fotos geteilt werden. In diesem Kontext will dieser Blog um Differenzierung bemüht sein und einen Kontrast anbieten, wie etwa mit der Empfehlung anderer Fotografie-Blogs. Das „special interest“ dieses Blogs ist also nicht nur der Fotografie um des Fotografierens willen geschuldet, sondern der Blog dokumentiert eine qualitative Entwicklung. – Nämlich die ganz persönliche des naturgemäß „Bilder bauenden“ Hobby-Fotografens Gerhard Posch.

Handwerk statt Kunst – auf gebaut kommt es an

Metaphern und Symbole sind geeignete Hilfsmittel, um zeitlose Ideen, Phänomene aller Art oder Prinzipien zu veranschaulichen und ihre ursprüngliche wie weitreichende Bedeutung zu verknappen. Denn oftmals erschließt sich eine größere und sinngemäße Botschaft erst dadurch für verstehendes Nachvollziehen, wenn dafür anschauliche Begriffe verwendet werden, wie etwa mit der Symbolik von bestimmten Werkzeugen. So ist zum Beispiel das angeblich in Indonesien geprägte Sprichwort: „Wer nur einen Hammer in seinem Werkzeugkasten hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus“ von einer universellen Aussagekraft, die auch interkulturell sinngleich erfasst wird. In ähnlicher Weise sprechen die Strukturen einer Gestalt(ung) Bände – nur eben in einer nonverbalen, bildlichen „Sprache“.
Wie der Maler nicht ohne seine Staffelei, Farben und Pinsel auskommt, so braucht auch der Fotograf seine Apparate und sonstigen Instrumente, zumal wenn er auch für die Entwicklung im eigenen Labor sorgt oder zumindest Software zur digitalen Bild(nach)bearbeitung verwendet. Das entscheidende „Werkzeug“ ist für beide allerdings das individuelle Auge, der Blickwinkel, die Perspektive einer Betrachtung ehe sie zum Bild gemacht, festgehalten und mit anderen Betrachtern geteilt wird. Da die Hand – wie am Bau – für die Bildauslösung bei aller Technik noch gebraucht wird, soll mehr die Arbeit als Kunst gewürdigt werden und weniger die smarte Technologie oder die mediale Attraktion von „Sensationsfotos“. – Der Hype um sogenannte Starfotografen unterschlägt die Information über die wahre Meisterschaft, welche aus der leidenschaftlichen Befassung mit dem Handwerk erst entstanden ist. Welche individuellen Motive im Hintergrund eine Rolle spielen, wird kaum je grundlegend hinterfragt. Hier schon.

Die technische und stilistische Machart lässt das Talent scheinbar in den Hintergrund treten. Das Auge und der im besten Sinne „nervöse Finger“ sind es aber, welche den Unterschied machen zwischen einer guten Aufnahme aus hunderten Schnappschüssen oder wenn ein Fotograf „Bilder baut“. Im Idealfall findet der feine Unterschied von solchen gelungenen Fotodokumenten im Auge des geneigten Betrachters auch tiefer gehende Wertschätzung. – Statt bloß „likes“ zu zählen, wird hier von Anfang an der Kommentar und der Gedankenaustausch mit den LeserInnen des Blogs gesucht und auch gelebt. Denn jeder als noch so peripher erscheinende Teilaspekt kann zu einer neuen Perspektive auf das Ganze führen. Und an diese Wahrheit glaubt er, der an seiner Meisterschaft arbeitende und doch „Lehrling“ bleibende Hobby-Fotograf Gerhard Posch.

Zur Person:
Dr. Bernhard Martin ist Redaktionsmitglied von “soziologie heute” und lebt in Wien

 

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